18.10.20/ 11 Uhr/ Kooperation mit dvb Verlag

Ferien am Waldsee
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Carl Laszlo / Buchpräsentation
In Vergessenheit Geratenes gemeinsam mit unserem Publikum wieder in Erinnerung zu rufen, um bewusst eine bessere Zukunft zu gestalten, ist eine Aufgabe und eine Sehnsucht, die unsere Arbeit im Hamakom von Anfang an begleitet. In Kooperation mit dem Verlag „Das vergessene Buch“ laden wir Sie zu einer Lese- und Gesprächsreihe ein, die zu Unrecht in Vergessenheit geratene AutorInnen und ihre Werke vorstellt.

März 1944. Die deutsche Wehrmacht besetzt Ungarn. Als Jude wird der gerademal 20-jährige Carl Laszlo mit seiner gesamten Familie aus seiner Heimatstadt Pécs (Fünfkirchen) nach Auschwitz-Birkenau deportiert. 45 seiner Familienmitglieder werden sofort bei ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. Der junge Mann übersteht eine erste Selektion durch Dr. Josef Mengele. Doch Auschwitz ist erst der Anfang. Bis zu seiner Befreiung durch heranrückende sowjetische Truppen im Frühjahr 1945 durchlebt Laszlo die Hölle der nationalsozialistischen KZ-Vernichtungsmaschinerie in vier weiteren Todeslagern: Sachsenhausen, Buchenwald, Ohrdruf und Theresienstadt.

Der 1955 erstmals unter dem düster-ironischen Titel „Ferien am Waldsee“ publizierte und seitdem zu Unrecht in Vergessenheit geratene fiktionalisierte Überlebensbericht des später in Basel und darüber hinaus weithin bekannten Kunstsammlers, Schriftstellers und Psychoanalytikers Carl Laszlo (1923–2013) ist eines der frühesten literarischen Zeugnisse des Holocaust – und ein seltenes Dokument der ästhetischen Bewältigung des letztlich unsagbar bleibenden Grauens.

CARL LASZLO (1923–2013) wuchs als Sohn einer assimilierten großbürgerlich-jüdischen Familie im ungarischen Pécs auf. Er besuchte das Zisterzienser-Gymnasium seiner Heimatstadt und wandte sich danach schnell dem Studium der Medizin zu. 1944 fiel der größte Teil von Laszlos vielköpfiger Familie dem Holocaust zum Opfer. Wie durch ein Wunder überlebte er selbst dagegen den mörderischen Aufenthalt in mehreren Konzentrationslager, darunter Auschwitz, Sachsenhausen und Buchenwald.

"Es wäre ja auch naiv, zu denken, dass ein System, das die Konzentrationslager hervorbrachte, einfach vom Himmel gefallen sei [?], dass nachher alles ebenso rasch verschwinden und an den Menschen spurlos vorüber gegangen sein könnte. Das ganze Phänomen gliche dann einem Albtraum, aus dem man nur aufzuwachen brauchte, und alles wäre vorbei. Zu dieser Deutung neigen die meisten Menschen. Dem muss entgegengehalten werden, dass die hier geschilderten Geschehnisse tatsächlich vor zehn bis zwölf Jahren inmitten Europas sich abgespielt haben, dass alle diese Dinge heute und in ähnlicher oder veränderter Form sich wieder abspielen und sie morgen wieder vor unseren eigenen Augen erscheinen könnten."

– Carl Laszlo in seinem 1955 erschienenen Vorwort zu Ferien am Waldsee

Der Verlag Das vergessene Buch wurde Ende 2014 von Albert Eibl gegründet, um zu Unrecht vergessene Schätze der deutschsprachigen Literatur für ein heutiges Lesepublikum wiederzuentdecken. Mit fulminantem Echo und Erfolg wurden bisher drei österreichisch-jüdische Autorinnen der Zwischenkriegszeit wiederentdeckt und somit dem Vergessen entrissen: Maria Lazar, Else Jerusalem und Marta Karlweis. Der Ende Mai aus dem Nachlass herausgebrachte Kolportageroman, Thriller und Krimi „Leben verboten!" von 1932 mauserte sich selbst inmitten der Corona-Krise schnell zu einem Österreichbestseller und wurde zum Ö1 Buch des Monats Juli gekürt.





MIT
Pascal Groß
Albert Eibl
Alexander von Schönburg