2014

Josefine Mutzenbacher
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Erotische Literatur mit Erni Mangold

Die Mutzenbacher ist ein erotischer Klassiker, "ein Meisterstück der Pornographie" (Oswald Wiener) und kam bereits 1906 im Erotika Verlag heraus. Der Verleger, Fritz Freund, hatte den Verlag kurz zuvor von Oskar Friedmann, dem Bruder von Egon Friedell und späteren Direktor des "Intimen Theater" gekauft. In den Räumlichkeiten des ehemaligen "Intimen Theater" befindet sich heute das Theater Nestroyhof Hamakom. Das erste vom Erotika Verlag herausgegebene Buch war "Der Reigen" von Arthur Schnitzler(1903).  Seit dem Erscheinen von Josefine Mutzenbacher, wusste man, dass das Werk  von einem literarisch gebildeten Schriftsteller stammte und nicht die erotische Beichte eines Naturkindes war. Seit seinem Erscheinen  wird Felix Salten als Autor vermutet. Bis heute wird darüber diskutiert, da weder ein Autor noch ein Verlag je die Urheberschaft beansprucht hat. Karl Kraus und Egon Friedell waren die ersten, die Felix Salten öffentlich als Autor bezeichneten.

Der Romancier, Feuilletonist und Theaterkritiker Felix Salten (geb.: 1869 in Budapest, gest.: 1945 in Zürich) war Mitglied der Autorengruppe „Jung Wien“ und ein enger Freund von Arthur Schnitzler,  Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Karl Kraus. Später  wurde er der Autor von "Bambi" (1923) und anderer von Walt Disney verfilmter Tiergeschichten.
1927 übernahm Salten die Leitung des Österreichischen Pen-Clubs, aus dem er 1933, nach einem Besuch in Nazi-Deutschland, austrat. Nach dem Anschluss 1938 gelang es dem jüdischen Schriftsteller nach Zürich zu fliehen, wo er nach dem Ende des 2. Weltkrieges starb.

Die "Lebensbeichte" der Mutzenbacher ist nicht einfach nur Pornographie sondern vor allem auch ein Sittenbild  des Wien im Fin de Siècle, ein Bild des Wien der kleinen Leute, der Bettgeher, der Dienstmädchen, der Hausbesitzersöhne der kleinen Gastwirte, der Zuhälter und Huren. Die lustvolle Freizügigkeit der Mutzenbacher gilt bis heute als Tabu und wird je nach Zeitgeist von der Kritik als Rechtfertigung der Kinderpornographie, oder als "Plädoyer für die Natürlichkeit von Lust und Begierde"  bezeichnet.

Wenn wer sein Vergnügen haben will, soll er selbst vögeln
Josefine Mutzenbacher

(Text von Susanne Höhne)