11. November 2018 / 16.00 Uhr

Liebe Mignonka
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Ein fiktiver Brief Viktor Ullmanns an eine ungarische Jüdin, Herbst 1944, als Rahmen für ein inszeniertes Konzert mit Liedern von Viktor Ullmann und Arnold Schönberg.

"... die Welt hat viele dunkle Seiten in meinem Tagebuch und die dunkelste ist angebrochen! Ich erinnere mich noch sehr lebendig an die anderen, hellen, als ich Dich das erste Mal sah, mit leuchtenden Farben in deinen Händen und Augen..."

Die Wege von Viktor und Mignonka kreuzen sich in den Jahren vor und während der Schrecken der Naziherrschaft. In einem fiktiven kurzen Brief erzählt Viktor noch einmal ihre (Liebes-) Geschichte. Im wirklichen Leben sind sie sich niemals begegnet, aber ihr früher Tod macht sie zur Schicksalsgemeinschaft mit Millionen. Projizierte und gesprochene Worte, Lieder und ein Tanzstück werden für Akteurinnen und Publikum zu einem Moment Leben gegen das Vergessen.

Viktor Ullmann
geb. 1898 in Teschen (bei Prag), Schüler Arnold Schönbergs, Kapellmeister am Deutschen Theater in Prag und Zürich. Kompositionen u.a. Klaviersonaten, Oper Der Kaiser von Atlantis, Lieder. Letztere entstanden großteils ab 1942 im Lager Theresienstadt. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und ebendort am 16.10. ermordet. "Viktor Ullmann glaubte an die regenerative Rolle der Kunst innerhalb der bedrückenden Lebensumstände des Ghettos." (Siglind Bruhn, Ullmann Opera in Kunstpunkt No. 14/1977 Wien)

Mignonka H.
ungarische Jüdin, geb. 1899, Pianistin, heiratet einen jungen Kaufmann aus ungarischer Familie mit polnischen Wurzeln, 2 Söhne. Der ältere Sohn wandert in frühen Jugendjahren nach Brasilien aus, der jüngere Sohn überlebt Arbeits- und Konzentrationslager. Ihr Ehemann überlebt den Krieg im Versteck in Budapest. Mignonka wird 1944 deportiert, ihr Todesort und genaues Sterbedatum sind unbekannt.

Eine Produktion der RAUMspiele, Projektarbeit seit 2012, www.raumspiele.com
Inszenierte Räume, interdisziplinäre Kunstaktionen, historische Spurensuche

Wiederaufnahme auf Initiative von Raphael Priglinger und Michael Dolezal anlässlich des Gedenkjahres 1938-2018 in Kooperation mit dem Theater Nestroyhof Hamakom und Esra

Susanne Hajdu: Gesamtkonzept, Text
Geboren in Budapest, lebt in Wien. Tanztheaterproduktionen und Performances seit 1983. Inszenierungen mit bildenden und darstellenden KünstlerInnen u.a. im Technisches Museum Wien, Museum Lichtenstein, Amalienbad, Schillerplatz, Messepalast, u.v.a.. Inszenierte und choreographierte Liederabende seit 1993. Politisch engagierte Stücke. Exilthemen aus eigener Lebenserfahrung prägen die historische Spurensuche des Konzepts „Raumspiele“.

Gisela Theisen: Gesang – Mezzosopran
Geboren in Köln, lebt in Wien. Gesangstudium mit Diplomabschluss und Auszeichnung, sowie musikpädagogisches Studium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Klassisches Opern- und Liedrepertoire. Engagements als Solistin in Opernhäusern und Konzertsälen von Wien, Linz, Reims, Paris, Zagreb, Belgrad, Bozen, Köln. Zusammenarbeit mit Susanne Hajdu, „Der Kuckucksruf“ in der Österreichischen Nationalbibliothek und im Kaisersaal Brauweiler/Köln zu „entarteter Musik“. Konzertauftritte und Liederabende in Frankreich, Österreich, Deutschland, sowie musikalische Leitung „Raumspiele“ seit 2010.

Mami Teraoka: Liedbegleitung – Klavier
Mami Teraoka ist seit vielen Jahren überzeugte Wahl-Wienerin. Ausbildung zur Korrepetitorin bei Dr. Erik Werba. Seit 1989 Lehrauftrag als Korrepetitorin an der Musikuniversität Wien. Zahlreiche Konzert-, und Rundfunkaufnahmen führten die Pianistin in viele Länder Europas und Asiens, nach Israel, Ägypten, die USA, Südamerika und Australien. Seit 1998 offizielle Korrepetitorin bei internationalen Gesangswettbewerben. Szenische Liederabende mit Gisela Theisen.

GESAMTKONZEPT, TEXT:
Susanne Hajdu
GESANG:
Gisela Theisen
KLAVIER:
Mami Teraoka
SPRECHSTIMME:
Philipp Wagner
TANZ:
Marlene Heidinger
Raffaela Pegani
Judith Schützeneder
Natascha Tagunoff
Gudrun Zimmermann