Shylock.Gestalten
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Präsentation

...mit Lesung, Gespräch und Filmausschnitten

„Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?

Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht?

Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?

Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns dann nicht rächen?“

[William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig]

Die ambivalente Figur des Juden Shylock aus Shakespeares Kaufmann von Venedig gerät seit ihrem erstmaligen Erscheinen zur Projektionsfläche, an der der Status des gegenwärtigen Zusammenlebens von Juden und Nichtjuden abgelesen werden kann. Bekanntlich diente das Klischee des reichen Juden insbesondere im Nationalsozialismus zur antisemitischen Konstruktion des Jüdischen. Seit 1945 stellt Der Kaufmann von Venedig im Kontext verschiedener Erinnerungsdiskurse vor allem in Deutschland und Österreich die Möglichkeit und zugleich die Herausforderung dar, die deutsch-jüdischen Beziehungen nach der Shoah neu zu reflektieren.

Der MASKE UND KOTHURN Band "Shylockgestalten" thematisiert einerseits zeitgenössische Inszenierungen, wie sie auf deutschsprachigen aber auch schwedischen und polnischen Bühnen zu sehen sind. Andere Beiträge reflektieren historische Darstellungen des Shylock auf den Wiener Bühnen – vor allem dem Burgtheater – im 19. und 20. Jahrhundert. Mit diesen Themenschwerpunkten werden bislang eher vernachlässigte Kapitel der Theatergeschichte, aber auch der gegenwärtigen Theaterforschung präsentiert.

Lesung u.a. aus William Shakespeare/ ?Der Kaufmann von Venedig? und zeitgenössischen Theaterkritiken.

Filmausschnitte u.a. aus: "The Jew of Mestri", Fellner Film (1923), "Der Kaufmann von Venedig", Regie Otto Schenk, mit Fritz Kortner (D, Ö: 1968), sowie aus der gleichnamigen Inszenierung von Peter Zadek, mit Gerd Voss (Wien, Burgtheater, 1990).

ROBERT REINAGL: geboren 1968 in Wien, seit 2000 am Burgtheater/ Wien.

BRIGITTE DALINGER ist freie Wissenschafterin und Dozentin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Studium der Theaterwissenschaft und der Geschichte in Wien; Habilitation im März 2004. Intensive Beschäftigung mit dem Thema jüdisches Theater und Dramatik, Forschungsaufenthalte in Israel und den USA. Zahlreiche Publikationen. Weitere Arbeitsschwerpunkte: Theater und Interkulturalität Theater im 19. und 20. Jahrhundert; Amerikanisches und Britisches Gegenwartstheater.

HILDE HAIDER-PREGLER: 1978 Habilitation (Des sittlichen Bürgers Abendschule. Bildungsanspruch und Bildungsauftrag des Berufstheaters im 18. Jahrhundert), 1987 – 2006 Univ.-Prof. am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien, 1989 – 1999 Institutsvorstand, 2000 – 2004 Vizestudiendekanin. Gastprofessuren, Seminare und Vorträge an Universitäten in Europa, Kanada, USA, Australien. Zahlreiche Publikationen zum Theater des 18. Jahrhunderts u. a. zur österreichischen Theatergeschichte, Exiltheater, Hörspiel. Theaterkritikerin.

PATRIC BLASER: geboren in Bern, Studium der Regie in Zürich und Essen, Germanistik und Philosophie in Zürich sowie Theaterwissenschaft in Wien. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Forschungsfelder: die visuelle Kultur im 19.Jh., das frühe Kino im Spannungsfeld von traditioneller Kultur und Popular Culture. Veröffentlichungen u.a.: Ikonen, Helden Aussenseiter. Film und Biographie, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009 (Mit-Hg.).