20. April 2023 / 19:00 Uhr

Diagnose Einsamkeit
/

Diskussionsveranstaltung

Alle reden von Einsamkeit. Ein aktuelles Phänomen, das scheinbar der multiplen Krisensituation geschuldet ist.

In England und in Japan beobachtet man dieses Phänomen allerdings bereits seit den 90er-Jahren. Seit 2017 gibt es in England das „Ministerium für Einsamkeit“, konkret ist eine eigene Abteilung im Familienministerium mit der Bekämpfung von Einsamkeit befasst.

Die Covid-Pandemie der letzten Jahre hat diesem Thema zusätzlich Brisanz verliehen. Neu ist, dass in ganz Europa Kinder und Jugendliche von Einsamkeit und psychischen Problemen in besonderer Weise betroffen sind. Physische und psychische Krankheiten zählen zu den Folgen von Einsamkeit. Ist der Rückzug aus der Gesellschaft einmal vollzogen, ist es schwierig, Menschen wieder von ihrer Isolation zu befreien. Warum sind Menschen einsam? Wie kann man Einsamkeit gesellschaftlich bekämpfen?

Johann Kneihs diskutiert mit: Karin Gutiérrrez–Lobos, Rudi Anschober, Michaela Moser, Ceren Öznalcin, Claudia Tondl

Theater gegen Einsamkeit

Mit dem Anspruch am Punkt des Zeitgeschehens zu sein, wollen wir dieses wichtige Thema im Theater Nestroyhof Hamakom zur Diskussion stellen. Mit der Uraufführung von „Schnee“ der Autorin Claudia Tondl, präsentieren wir ein Stück, das sich mit Einsamkeit, Ausgrenzung, dem einsamen Tod und der Sehnsucht nach Berührung, Nähe und Gemeinsamkeit beschäftigt.

Im Rahmen der Recherche hat das Produktionsteam Gespräche mit älteren Menschen geführt, deren Inhalt in die Inszenierung einfließen.

Außerdem luden wir Schüer*innen des evangelischen Gymnasiums ein, sich an dem Projekt zu beiteiligen. Im evangelischen Gymnasium werden Begegnungen der Jugend mit Senior*innen programmatisch aktiv gefördert. Daraus entstand eine für alle befruchtende Projektarbeit, die hoffentlich zu vielen Theaterbesuchen der Jugendlichen mit den Senior*innen führt.

Und ein Theaterbesuch wirkt auch per se gegen Einsamkeit...

Hintergrund

In Österreich ist man im Begriff, einen neuen Ansatz, das sogenannte „Social Prescribing“, im Bereich der Primärversorgungszentren zu etablieren. Dies ist ein Konzept, das ursprünglich in der englischen Sozial- und Gesundheitspolitik gegen Einsamkeit entwickelt wurde. Man geht davon aus, dass es nicht nur medizinische, sondern auch soziale Bedürfnisse gibt, die das individuelle Wohlbefinden beeinflussen. Wird ein sozialer Mangel also die Diagnose Einsamkeit ärztlich gestellt, wird der oder die Patientin an sogenannte „Link Worker“ oder Sozialarbeiter*innen überwiesen. Diese erstellen ein maßgeschneidertes Beschäftigungsprogramm. Das Angebot reicht von Sozial-, Schuldner, Ernährungs- oder Wohnberatung bis hin zu Gemeinschaftsaktivitäten wie Tanzen oder Wandern und ähnliches.

Steckbriefe der Diskutant*innen

Dr.in Michaela Moser ist bei der Armutskonferenz engagiert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung und Dozentin an der Fachhochschule St. Pölten. Dort leitet sie den Forschungsschwerpunkt Partizipation, Diversität und Demokratieentwicklung.

Ao.Univ.-Prof.in Karin Gutiérrez-Lobos ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Radiodoktorin bei Ö1 und Mitbegründerin der Plattform gegen Einsamkeit.

Rudi Anschober ist ehemaliger Sozial- und Gesundheitsminister und hat mit seinem Buch Pandemia die erste Innenansicht eines europäischen Gesundheitsministers zur Pandemie vorgelegt.

Claudia Tondl studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Philosophie und Psychologie an der Universität Wien. Mit Schnee schrieb sie ein Stück über Einsamkeit fürs Theater.

Ceren Öznalcin ist Schülerin des evangelischen Gymnasiums und steht kurz vor ihrer Matura. Sie beschäftigt sich in einer vorwissenschaftlichen Arbeit mit Einsamkeit. Außerdem nahm sie am Theaterprojekt teil.

Johann Kneihs ist ORF - Ö1 Redakteur, bekannt aus "Punkt 1", "Menschenbilder" und Musiksendungen.

Bitte reservieren Sie das kostenlose Ticket.

Wir freuen uns über eine freie Spende vor Ort.

MODERATION
Johann Kneihs
KURATIERT VON