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Ilse Aichinger

Autorin

Ilse Aichinger wurde 1921 mit ihrer Zwillingsschwester Helga als Tochter einer Ärztin und eines Lehrers in Wien geboren. Nach der frühen Trennung der Eltern wuchs sie zunächst in Linz, dann in Wien auf. Mit dem Einmarsch Hitlers in Österreich im März 1938 verlor die jüdische Mutter sofort die Praxis, Wohnung und ihre Stellung als städtische Ärztin. Die Schwester konnte im August 1939 nach England emigrieren, der Kriegsausbruch verhinderte jedoch die geplante Ausreise der restlichen Familie: Die Großmutter und die jüngeren Geschwister der Mutter wurden 1942 deportiert und ermordet. Ilse Aichinger war während des Krieges in Wien dienstverpflichtet. Sie begann nach Kriegsende ein Medizinstudium und brach es 1947 ab, um den Roman Die größere Hoffnung über die Kriegszeit in Wien zu schreiben. Sie arbeitete im Lektorat des S. Fischer Verlages in Wien und Frankfurt am Main, anschließend an der von Inge Scholl geleiteten Ulmer Volkshochschule, wo sie an der Vorbereitung und Gründung der "Hochschule für Gestaltung" mitarbeitete. Sie heiratete 1953 Günter Eich und lebte mit ihrer Familie zuerst in Bayern, dann in Großgmain bei Salzburg. Auf Einladung des S. Fischer Verlages übersiedelte sie 1984 nach Frankfurt am Main und kehrte 1988 wieder nach Wien zurück, wo sie 2016 im Altern von 95 Jahren starb.

Für ihren Roman, ihre Gedichte, Hörspiele und Prosastücke, die in viele Sprachen übersetzt wurden, erhielt sie zahlreiche literarische Auszeichnungen, darunter den Preis der Gruppe 47 (1952), Georg-Trakl-Preis (1979), Petrarca-Preis (1982), Franz-Kafka-Preis (1983), Preis der Weilheimer Schülerjury (1988), Solothurner Literaturpreis (1991), Großer Literaturpreis der Bayrischen Akademie (1991), Großer österreichischer Staatspreis für Literatur (1995).

Vgl.: Ilse Aichinger, Werke. Taschenausgabe in acht Bänden; hg. von Richard Reichensperger: Fischer Verlag 1991.

Foto (c) Stefan Moses