1. Oktober 2023 / 11 Uhr

Wie herrlich weit sind wir nicht gekommen
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Lesung und Gespräch

Feuilletonistische Texte von Maria Lazar

Es war einmal [...] in Wien ein Mädchen, von dem sagten alle Menschen, als sie noch ein Schulmädchen war, und später, als sie schon eine Studentin war: Die ist eine Schriftstellerin. Und das war sie auch. Sie schrieb, nicht weil sie wollte, sondern weil sie musste, nur wenn ihr etwas einfiel, und das in knappsten Worten. (Eugenie Schwarzwald*)

Maria Lazars literarisches Werk wurde weit über ihren Tod hinaus, und nicht zuletzt in Österreich, ignoriert, vergessen und verdrängt. Erst seit wenigen Jahren widmen sich österreichische wie internationale Hochschulschriften dem Œuvre der 1895 in Wien geborenen Schriftstellerin, die 1948 im Stockholmer Exil freiwillig aus dem Leben schied.

Maria Lazar (c) Literaturhaus Wien / Österreichische Exilbibliothek

Eine Reihe ihrer Romane sind einer breiteren deutschsprachigen Leser*innenschaft zugänglich gemacht worden, darunter ihr visionärer Roman Die Eingeborenen von Maria Blut (die Theaterfassung ist derzeit noch am Wiener Burgtheater zu erleben), 2020 neu ediert im jungen Wiener DVB Verlag. Er entstand kurz nach Hitlers Machtergreifung und ihrer eigenen Flucht nach Dänemark. Ebenfalls im DVB Verlag erschienen ist einer von Lazars frühesten Langtexten, der autofiktionale Roman Die Vergiftung, 1920 im E. P. Tal & Co. Verlag herausgebracht, und ihr bisher nur 1934 in gekürzter englischer Fassung bei Wishart & Co. erschienener Roman Leben verboten! 2023 folgte mit Viermal ich eine weitere Veröffentlichung der zwischen Expressionismus, neuer Sachlichkeit und journalistischer Brillanz schreibenden österreichischen Zwischenkriegsautorin.

Ihr Nachlass befindet sich seit Kurzem in der Exilbibliothek des Wiener Literaturhauses. Kaum bekannt und noch nicht publiziert sind Lazars feuilletonistische Schriften, die sie in Wien, damals bereits unter ihrem Pseudonym Esther Grenen, unter anderen Anfang der 1930er Jahre in den liberalen Zeitschriften Der Morgen und Der Tag (ab 1930: Der Wiener Tag) bis 1933 und zeitgleich in der von 1923 bis 1936 von der dem schwedischen „Reichsbund liberaler Frauen“ nahestehenden Fogelstadgruppen herausgebrachten feministischen Zeitschrift Tidevarvet (Das Zeitalter) veröffentlichte.

Die Lesung Wie herrlich weit sind wir nicht gekommen widmet sich diesem so umfangreichen feuilletonistischen Schaffen und präsentiert anhand einer kleinen Auswahl eine Schriftstellerin, die zu einer ganzen Reihe damaliger brennender Themen in Österreich, Deutschland wie international, mit kritischer Schärfe, satirischem Humor und bitterer Ironie politisch wie literarisch Haltung bezog.

Eugenie Schwarzwald schrieb in ihrer wohl frühesten literarischen Hommage an Maria Lazar: Sie zog niemand in die Ecke, um ihm ihr neuestes Opus vorzutragen, hielt nicht in Kaffeehäusern Reden darüber, sie drängte sich in keine Clique ein. Sie wollte nur schreiben.

Damit skizzierte Lazars Wegbegleiterin und Förderin persönliche Eigenschaften, die – bis heute – kaum dienlich sind, um – zumal als Frau – „Karriere“ zu machen. Maria Lazar machte keine. Es kamen schlechte Zeiten [...]. (E. Schwarzwald, 1934) – für die Frau und Autorin, für die Jüdin und Mutter, für Wien und die Welt: Wie herrlich weit sind wir nicht gekommen, schrieb Lazar 1931 in einem ihrer Artikel in Tidevarvet, der den Titel Gasmanöver trug – und mit einiger Berechtigung als wesentliche Vorstufe zu ihren weiteren Recherchen für ihr 1932 entstandenes Stück Der Nebel von Dybern gelten darf.

Diesen wie auch andere Artikel dieser Jahre präsentieren wir im Rahmen der gleichnamigen Sonntagsmatinee.

* Eugenie Schwarzwald: Esther Grenen oder: Wie kommt eine Wienerin zu Erfolg. In: Neue Freue Presse Nr. 25025, 15.5.1934, S. 9

Auswahl und szenische Einrichtung: Dr. Angela Heide

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