Loulou Omer, in Israel geboren, ist eine transdisziplinäre Künstlerin. Ihr Schaffen bewegt sich an der Schnittstelle von Tanz, Musik, Lyrik und autobiografischer Erzählung und widmet sich zentralen Fragen von Zeit, Schicksal, Geschichte, Vielfalt und kultureller Verwurzelung.
Bereits als Kind erhielt sie in Tel Aviv Musik- und Tanzunterricht, inspiriert von ihrer Mutter Zipora Omer, die selbst Schülerin der Avantgarde-Choreografin Gertrud Kraus war. Mit 20 Jahren schloss sie sich der israelischen Compagnie Nir Ben-Gal und Liat Dror an und unternahm Tourneen durch Europa. Ein Stipendium des Institut Français ermöglichte ihr ein Seminar bei Maguy Marin in Paris, woraufhin sie zunächst in Paris und später in Brüssel lebte. Dort begann sie ihre choreografische Arbeit, die sie intensiv weiterentwickelte, bevor sie nach Wien zog.
2007 übersiedelte sie nach Berlin, kehrte 2016 jedoch wieder nach Wien zurück. Seitdem verbindet sie Tanz, Musik, Text und Poesie zu einem immer transdisziplinäreren künstlerischen Ansatz. Dieser reflektiert kulturelle und geografische Verankerungen, autobiografische Elemente sowie das Verhältnis von Individuum und Geschichte. Dabei spielt auch ihre literarische Herkunft eine bedeutende Rolle: Ihr Vater, Ayin Hillel (Omer), zählt zu den wichtigsten israelischen Dichtern.
Zu ihren neueren interdisziplinären Arbeiten zählen Fast ein Wunder – Reenacting Gertrud Kraus (Theatermuseum Wien 2019; Impulstanz 2021), Hinsichtlich der Frage (2017) und das aktuelle Stück Curriculum Vitae. Für ihre Lyrik wurde sie 2021 mit dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet, 2023 erhielt sie das Literaturstipendium der Stadt Wien für das Projekt Rhapsodisches Schreiben.
In ihren Projekten arbeitet sie regelmäßig mit Künstler:innen verschiedener Disziplinen zusammen – darunter die bildenden Künstler:innen Simon Wachsmuth und Isa Rosenberger, die Autorin und Dramaturgin Tal Omer, der Filmemacher Goran Rebić, der Perkussionist Tobias Steinberger sowie aktuell mit dem Bassbariton Alan Picol.
Ihr künstlerischer Ansatz verbindet Zeit, Erinnerung und Poesie mit einer pluralistischen Perspektive, die das Unbekannte und rätselhafte erforscht und stets eine politische Haltung offenbart.