Nelly Sachs und Paul Celan

Nelly Sachs

Autorin

Leonie (Nelly) Sachs wurde 1891 in Berlin-Schöneberg geboren und wuchs in einer kultivierten jüdisch-großbürgerlichen Atmosphäre auf. Erste Gedichte schrieb sie mit 17 Jahren. Ende der zwanziger Jahre wurden ihre Gedichte erstmals in Zeitungen gedruckt. Nachdem ihr Vater 1930 gestorben war, lebten Sachs und ihre Mutter zurückgezogen in Berlin. Wiederholt wurden sie zu Gestapo-Verhören bestellt, die Wohnung wurde von SA-Leuten geplündert. Erst 1940 konnten sie im letzten Moment – der Befehl für den Abtransport in ein Lager war bereits eingetroffen – Deutschland verlassen. In Stockholm begann Nelly Sachs Schwedisch zu lernen und zeitgenössische Lyrik ins Deutsche zu übersetzen. Ihre eigene Dichtkunst entwickelte sich zu einer intensiven, ausdrucksvollen, die jüdischen Wurzeln reflektierenden Sprache, die schließlich gegen Ende der fünfziger Jahre auch im deutschsprachigen Raum rezipiert wurde. Sachs wollte aber nicht zurück nach Deutschland: Zu groß war immer noch die Angst, die sich zu Anzeichen einer psychischen Krankheit verdichtete. Nachdem sie 1960 zur Verleihung des Meersburger Droste-Preises das erste Mal seit 20 Jahren Deutschland besucht hatte, erlitt sie nach ihrer Rückkehr einen Nervenzusammenbruch. Insgesamt verbrachte sie drei Jahre in einer Nervenheilanstalt. Ihre Gedichte fanden jedoch immer mehr Zustimmung: An ihrem 75. Geburtstag, am 10. Dezember 1966, erhielt Sachs den Literaturnobelpreis. Gerade in jener Zeit zog sich zunehmend von der Öffentlichkeit zurück. Zu dem psychischen Leiden kam eine Krebserkrankung, an der sie 1970 in Stockholm starb.

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