Eine alte Frau wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Lange ist sie dort unbemerkt gelegen. Im Haus spricht man darüber. Wie konnte Frau Oswalds Tod so lange unbemerkt bleiben? Warum hat niemand sie vermisst?
Die Nachbar*innen, die mit Frau Oswalds Ableben ein Gesprächsthema fanden, ihre Abwesenheit aber lange nicht bemerkten, sind sehr beschäftigt – mit ihrer Arbeit, ihrer Nahrungsaufnahme, ihrem Schlafbedürfnis, ihren Zimmerpflanzen und vor allem mit den Versuchen, von ihren Partner*innen wahrgenommen und geliebt zu werden.
Nachts läutet manchmal das Telefon. Wahrscheinlich die Mutter. Aber irgendwann ist es auch wieder still. Oder auch nicht, denn das Haus ist erfüllt von Musik – die Wände sind dünn. Manchmal können die Bewohner*innen sie wahrnehmen. Und diese Musik beginnt ihre Erzählung an genau der Stelle, an der uns die Sprache verlässt.
Viele ältere Menschen sind stark von Ausgrenzung und Einsamkeit betroffen. Vor allem in der Stadt leiden viele an Alterseinsamkeit. Ein hilfsbedürftiges Kind gilt als entzückend – hingegen wird derselbe Mensch geradezu mit Abscheu betrachtet, wenn er im Alter Hilfe benötigt. Vielleicht, weil man sich so ungern an die eigene Zukunft erinnert? Denn alt werden, das ist nichts für Feiglinge.
Expertise und Erfahrungen älterer Menschen werden im Rahmen von im Vorhinein geführten Interviews in die Inszenierung einfließen.
Lukas Lauermann füllt mit seinem amplified Cello die Lücken, die entstehen, wenn uns die Worte fehlen.
wenn die Landschaft
verschwindet
unter schwebenden Flocken
als
wäre sie nie
da
gewesen
die Landschaft
deckt der Schnee sie
zu
UND ICH
Schritt für Schritt
gehe sachte und
Neuanfang um Neuanfang
KNIRSCHT UNTER MEINEN
Füßen
verrät diesen
MOMENT MEINE
Spur
jetzt
im Weiß
Tondls Text ist eine repetitive Versuchsanordnung, ein Reigen für drei Spieler*innen, die wieder und wieder versuchen, der Einsamkeit in der Zweisamkeit zu entkommen. Wir erleben den Wunsch der Verschmelzung mit der/dem Anderen und im Bewusstsein der Unmöglichkeit dessen, eine vielleicht noch größere Einsamkeit, als wir sie alleine zu empfinden im Stande wären. Und es liegt klar auf der Hand: Wir brauchen uns. Wir brauchen uns als Spiegel, als Liebende, als Korrektiv, als Helfende, als Umsorgende, als Reibungsflächen u.v.m.
Premiere: 14. April 2023
Weitere Vorstellungen am 16., 19., 21., 22., 26., 27., 28. April, 6., 7., 10. und 11. Mai 2023, jeweils um 20.00 Uhr.