2016

Dunkelstein
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von Robert Schindel

Robert Schindels Lesedrama „Dunkelstein“ (2010) verarbeitet historische Fakten und Personen, allen voran die Geschichte des Wiener Rabbiners Benjamin Murmelstein in der Figur des Protagonisten Saul Dunkelstein.

Spätestens seit dem Dokumentarfilm „Der letzte der Ungerechten“ von Claude Lanzmann (2013) ist Benjamin Murmelstein auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Zentrum dieses Films stand dessen ambivalente Rolle als hochrangiger jüdischer Funktionär, der von Eichmann kontrollierten Israelitischen Kultusgemeinde Wien in der NS-Zeit und als "Judenältester" des Konzentrationslagers Theresienstadt.

In seinem Stück bietet Schindel einen überraschenden und teilweise auch tragikomischen Einblick in die familiären Verhältnisse der Wiener Juden kurz vor und vor allem nach dem Anschluss 1938. Er zeigt, wie heterogen und gespalten die jüdische Welt war und wie grausam die Juden ihre Subsumierung als völlig entrechtete Individuen empfunden haben mussten. In ihrer Mitte  wird Saul Dunkelstein als jüdischer Funktionär mit  Entscheidungen über Leben und Tod konfrontiert. Dunkelstein von Robert Schindel führt weit über jeden historischen Kontext hinausgehend zu den Fragen:

Wie werden Verfolgte zu Agenten der eigenen Vernichtung? Was, wenn die einzige Chance Menschen zu retten, darin liegt, mit deren Mördern zusammen zu arbeiten? Wie viel kann ein  Mensch im Widerspruch zu seinen Gewissen aushalten ? Gibt es dieses Gewissen an einen bestimmten Punkt der Mittäterschaft überhaupt noch? 

Die Situation von der hier die Rede ist kann dramatischer nicht sein. Robert Schindel unterlässt jede Parteinahme, er verschärft, bewusst historische Ungenauigkeiten einstreuend, den menschlichen Konflikt und schafft damit eine Brücke in die Zeitlosigkeit.

Robert Schindel schrieb „Dunkelstein“ 2010 im Auftrag des Wiener Volkstheaters. Das Stück wurde in der vorliegenden Form nicht aufgeführt Der Autor veröffentlichte es als Lesedrama im Haymon Verlag.

Das Theater Nestroyhof Hamakom wagt sich an die Uraufführung dieses komplexen, für über 42  Rollen geschrieben Stoffes aus dem Dramaturg Karl Baratta zusammen mit Frederic Lion eine Fassung für acht DarstellerInnen entwickelten.

Der Autor Robert Schindel ist geprägt von der Geschichte der Shoa. Seine Eltern, waren österreichische Kommunisten jüdischer Herkunft. Er wurde 1944 in Bad Hall geboren. Der Vater, Rene Hajek, wurde im März 1945 in Dachau ermordet. Seine Mutter, Gerti Schindel, sollte von Ausschwitz nach Ravensbrück geraten. Robert Schindel jedoch konnte von Mitarbeiterinnen der jüdischen Selbstverwaltung durchgebracht und gerettet werden. So schrieb Schindel auch ein ganz persönliches Stück vom Überleben, wobei er die Vernichtung nicht ausblendet.

 

PRESSESTIMMEN:

"... In Frederic Lions behutsam verfremdender Inszenierung wird man zum Lachen gereizt, gleichzeitig zu Boden geschmettert. Man darf zudem von der Entdeckung eines blitzgescheiten, mit Szenen und Sätzen jonglierenden Gegenwartsdramatikers berichten. Er lautet auf den Namen Robert Schindel..." (Der Standard)

"...Gruner beeindruckt als Hauptdarsteller und versucht, sich jener Ambivalenz der historischen Figur anzunähern, die auch in Lanzmanns Film gut herauskommt: Ein aufbrausender, wenig Empathie ausstrahlender Mann, der sich seiner Macht durchaus bewusst ist und mit den NS-Größen auf Augenhöhe verhandelt..." (APA)

"...Ein unter die Haut gehendes Mosaik aus dem Nazi-Wien. Dunkelstein im Hamakom, eine Empfehlung..." (Barbara Mader, Kurier, 03.03.2016)

MIT:
Lilly Prohaska (Doina Weber)
Dolores Winkler
Alexander Julian Meile
Rouven Stöhr
Heinz Weixelbraun
Eduard Wildner
AM KLAVIER:
Lukas Goldschmidt (Alexander Kukelka)
INSZENIERUNG :
BÜHNE:
KOSTÜME:
Caterina Czepek
MUSIK:
Lukas Goldschmidt
DRAMATURGIE:
ASSISTENZ:
Jens Ole Schmieder, Carmen Jelovcan