Lesung, 21.10.2019, 20.00 Uhr

Unruhig bleiben
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Zwei Perspektiven über den Zustand der Welt

Mit Lesungen von zwei radikalen Texten denken wir im Rahmenprogramm von Der letzte Mensch weiter über den IST-Zustand und eine MÖGLICHE Zukunft unserer Gesellschaft nach.

Camilles Geschichten aus Unruhig bleiben von Donna Haraway

Camille ist eine Fadenfigur. Sie ist von Donna Haraway ins Leben gerufen worden, um weitergesponnen zu werden, um von anderen Künsten übernommen und weiterentwickelt zu werden, um wieder und wieder transformiert zu werden. Haraway hat sich mit Camille die Aufgabe gesetzt, eine Figur zu erfinden, deren Nachkommen 500 Jahre überleben. Munter, mutig und unkonventionell denkt Haraway also entlang von Camille 1 bis Camille 5 fünf Jahrhunderte in die Zukunft und erzählt das langsame Heraustreten der Menschheit aus dem für die Erde und alle sie bewohnenden Kritter (wie sie Leben jeder erdenklichen Art nennt) aus dem so zerstörerischen Zeitalter des Kapitalozäns und beschreibt dieses radikale Umdenken - von der Zerstörung der Erde hin zu ihrer Pflege, Erinnerung und Heilung.

In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch Unruhig bleiben ruft die feministische Theoretikerin das Zeitalter des Chthuluzän aus, das eben nicht - wie im Anthropozän - den Menschen ins Zentrum des Denkens und der Geschichte stellt, sondern das Leben anderer Arten und Kreaturen, seien es Oktopusse, Korallen oder Spinnen. Und nicht nur das: Es sollen neue Beziehungen entstehen, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft. Im Zuge dessen setzt sich Haraway auch mit dem Klimawandel auseinander.

Das Unsichtbare Komitee

Das Unsichtbare Komitee veröffentlichte seit 2007 drei Schriften: "Der kommende Aufstand" (2007), "An unsere Freunde" (2015) und "Jetzt“ (2017)

Die Autorenschaft des Unsichtbaren Komitee ist nicht geklärt und wird der französischen autonomen Szene zugerechnet.
Mit der "Der kommende Aufstand" trafen diese Texte ins Herz der Zeit, sie wurden 25 000  mal verkauft und verbreiteten sich rasend schnell frei zugänglich im Internet. Sie wurden als gefährlich und subversiv bewertet und sowohl von der linken wie der rechten politischen Szene scharf verurteilt.
"Der kommende Aufstand" gilt laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" "als eine Art Manifest des militanten Aussteigertums und als Abkehr von bisherigen Proteststrategien. Es ist auch der radikalste und problematischste Ausdruck eines neuen gesellschaftlichen Unbehagens."
Doch wie steht es um das Unsichtbare Komitee heute? Was hat die so offensiv auftretende Gruppe hinterlassen? 
Die Fähigkeit, das zivilisatorische Unbehagen der Generation Post Millennium, durch eine nicht ideologische aber phänomenologisch deskriptiven Sprache mit kraftvollen Bildern zu beschreiben, ist auch heute noch evident und aktueller denn je.
Die Lesung im Theater Nestroyhof Hamakom nimmt aus allen drei Schriften des Unsichtbaren Komitees die globalsten und am wenig tagespolitischen Teile und untersucht sie auf bei aller Schwärze und Radikalität auf ihren utopischen Charakter.


CAMILLES GESCHICHTEN AUS UNRUHIG BLEIBEN VON DONNA HARAWAY
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DAS UNSICHTBARE KOMITEE
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Lara Sienczak
Florian Haslinger
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